Rekonstruktion einer Frankfurter Küche im MAK Wien
18.01.2024 07:45

Frankfurter Küche

Vorgeschichte zur Frankfurter Küche:


Die Ursprünge der Frankfurter Küche lassen sich auf die sozialen und wirtschaftlichen Veränderungen der Nachkriegszeit im Deutschland der 1920er Jahre zurückführen. Insbesondere in urbanen Gebieten wie Frankfurt am Main erlebte die Bevölkerung eine rasche Urbanisierung und eine steigende Nachfrage nach effizienteren Wohnräumen. Gleichzeitig änderte sich die Rolle der Frau in der Gesellschaft, da sie zunehmend außerhalb des Hauses arbeitete.

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In diesem Kontext begann die Architektin Margarete Schütte-Lihotzky, Mitglied der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen (Arbeitsrat für Kunst), sich intensiv mit der Frage auseinanderzusetzen, wie der begrenzte Wohnraum und die veränderten Lebensumstände effizienter genutzt werden könnten. Ihre Antwort darauf war die Entwicklung der Frankfurter Küche, die nicht nur eine innovative Küchenarchitektur darstellte, sondern auch soziale und ökonomische Aspekte berücksichtigte.


Die Merkmale der Frankfurter Küche:


1. Effiziente Raumausnutzung:

Die Frankfurter Küche zeichnete sich durch eine durchdachte Raumplanung aus, die jeden Quadratzentimeter optimal nutzte. Einbauschränke, Schubladen und Regale wurden geschickt integriert, um Stauraum zu maximieren.


2. Rationalisierung und Standardisierung:

Um die Herstellungskosten zu senken, wurden standardisierte Elemente verwendet. Einheitliche Größen für Schränke, Arbeitsplatten und Geräte ermöglichten eine effiziente Produktion und Küchenmontage.


3. Elektrische Geräte und Arbeitsflächen:

Die Frankfurter Küche führte als eine der ersten elektrische Haushaltsgeräte wie Herd, Backofen und Mixer ein. Arbeitsflächen wurden aus leicht zu reinigenden Materialien gefertigt, um hygienischen Standards zu genügen.


4. Fließende Arbeitsabläufe:

Durch die geschickte Anordnung der Arbeitsbereiche – Kochen, Vorbereiten, Spülen – wurden Arbeitsabläufe optimiert. Die "Arbeitsdreieck-Theorie" minimierte die Wege zwischen den Hauptarbeitsbereichen.


5. Funktionalität und Ergonomie:

Möbel und Arbeitsflächen wurden ergonomisch gestaltet, um den Bedürfnissen der modernen Hausfrau gerecht zu werden. Effizienz und Komfort waren zentrale Prinzipien in der Entwicklung der Frankfurter Küche.


6. Ästhetik und Modernität:

Neben ihrer Funktionalität repräsentierte die Frankfurter Küche auch Ästhetik und Modernität. Klare Linien, neutrale Farben und innovative Materialien spiegelten den zeitgenössischen Designgeist der 1920er Jahre wider.


Die Frankfurter Küche hinterließ nicht nur ein architektonisches Erbe, sondern beeinflusste auch nachhaltig die Entwicklung moderner Küchenkonzepte weltweit. Ihr innovativer Ansatz, der soziale, ökonomische und ästhetische Aspekte vereinte, setzte Maßstäbe für die Gestaltung von Küchenräumen und prägt noch heute zeitgemäße Wohnkonzepte.